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Hafenbesichtigung in Nürnberg – Flotte Brummis, gute Laune, keine Schiffe?

Der Besuch unserer angehenden Lagerlogistiker im Güterverkehrszentrum Hafen Nürnberg

Unter völlig wolkenlosem Himmel konnten die Teilnehmer/-innen einer unserer IHK Umschulungen zur Fachkraft für Lagerlogistik am Mittwoch, dem 24. April 2013 eine ebenso interessante wie gutgelaunte Hafenrundfahrt genießen. Wasserstraßen und die Hafenbecken blieben den Besuchern, die unter der charmanten Begleitung durch Martina Merkl (von der Hafen Nürnberg-Roth GmbH) mit dem Kleinbus des ISE sowie einem weiteren PKW in dem beeindruckenden Areal unterwegs waren, nicht lange verborgen – einzig die ersehnten Containerschiffe schienen sich den neugierigen Augen gänzlich entziehen zu wollen.

Bevor man jedoch zu der Rundführung aufgebrochen war, hatte Frau Merkl die Schützlinge des ISE Sprach- und Berufsbildungszentrums in den Räumlichkeiten der Hafenverwaltung zunächst mit den wichtigsten Fakten über die organisatorische Struktur des GVZ (Güterverkehrszentrums) und das „Zusammenleben“ der hier ansässigen Unternehmen vertraut gemacht; die bedeutendsten Zahlen und wirtschaftlichen Daten sowie auch ein geographischer Überblick des Gebietes rundeten die Präsentation ab – und hier erfuhr man nun auch, dass es zurzeit aufgrund verschiedener Arbeiten eine Schleusensperre gebe: einer der Gründe, weshalb man heute vielleicht vergebens nach den Frachter-Riesen in den Hafenbecken Ausschau halten würde. Allerdings stellte sich zusätzlich heraus, dass der Verkehrsträger Schiff am Gesamtaufkommen des Güterumschlags im Vergleich zu den beiden anderen Verkehrsträgern LKW/Eisenbahn des sogenannten „trimodalen“ Güterverkehrssystems ohnehin nur vergleichsweise geringen Anteil habe. Dies hänge, so Frau Merkl, stark mit den baulichen Einschränkungen durch die Höhe der Brücken und Überführungen zusammen, die auf den Schiffen eine maximale Stapelhöhe von nur zwei Containern (anstatt den erlaubten vier) übereinander zulasse, und zusammen mit der naturgemäß langen Beförderungsdauer des Schiffes dessen Attraktivität auf verhältnismäßig wenige, bestimmte Transportgüter (groß, schwer, aber nicht eilig) beschränke.

Ganz anders jedoch verhält es sich scheinbar mit den Lastkraftwägen: ausgestattet mit „Wechselbrücken“ (d. h. die Container können direkt auf das LKW-Fahrgestell aufgesetzt werden) brausten diese im Minutentakt unter die Portalkräne und bekamen ihre Ladung huckepack aufgesattelt – Staunend konnten die Umschüler beobachten, wie ein riesiger 40-Fuß-Überseecontainer in deutlich weniger als einer Minute, von der ruhigen Hand des Kranführers in schwindliger Höhe gesteuert, zentimetergenau in die Vorrichtungen des LKW-Fahrgestells eingerastet wurde. Zum Glück hatte der Kranführer nicht den ebenfalls stehenden Kleinbus des ISE mit einem der Brummis verwechselt, und den Besuchern vom ISE den Container auf das Dach gesetzt!

Während der Fahrten auf den teilweise vierspurig ausgebauten Straßen konnte man die Emsigkeit und den Termindruck der LKWs förmlich spüren, die sicher zu Just-in-time-Auslieferungen unterwegs waren oder andere feste Anliefertermine einzuhalten hatten. Der dagegen an den beeindruckend hohen Containerstapeln der Containerdepots etwas gemächlicher vorbeifahrende „Sightseeing-Bus“ des ISE wurde dabei hoffentlich nicht allzu oft von den Truckern als Verkehrshindernis empfunden, für deren oft nicht einfache Arbeit unsere Umschüler nun zukünftig ein viel größeres Verständnis aufbringen werden können.

Nach einem sehr guten Mittagessen in der Hafenkantine, das unter einigen ISE-Besuchern allergrößten Zuspruch fand, verabschiedeten wir uns aus der freundlichen Betreuung durch Frau Merkl und brachen zum zweiten vorbereiteten Treffen des Ausflugs auf: bei der Spedition Geis wurde ISE von Heike Rohmeyer erwartet, die sozusagen das Nachmittagsprogramm für die Schützlinge übernahm.

In einem kleinen Image-Film über die Geis Eurocargo und der anschließenden Präsentation sowie einer Fragerunde konnten die Umschüler nun viel Interessantes über die Arbeit einer großen Spedition erfahren. Als besonders gut gelungen wurde dabei die Themenauswahl von Frau Rohmeyer empfunden, die speziell auf die Unterschiede einer Speditionslogistik zur klassischen Lagerlogistik einging, und somit unseren angehenden Lager-„Spezialisten“ auch einmal einen tieferen Einblick in dieses für sie nicht ganz typische Betätigungsfeld bot.

Ausgestattet mit grellfarbenen Warnwesten durften wir anschließend an diese Einführung das Umschlagszentrum mit eigenen Augen sehen: Anschaulich wurde erläutert und konnte beobachtet werden, wie die Zusammenstellung der Versandgüter für die einzelnen Postleitzahlenbereiche der sogenannten Destinationen erfolgte. Über die „Rampen“, also die Andock-Tore für die LKWs, wurden die vorbereiteten Container-Wechselbrücken dann von den Arbeitern mit Elektro-Deichselhubwägen beladen. Wie wir erfahren konnten, würde sich dann am fortgeschrittenen Nachmittage der Hof der Geis in einen regelrechten „Stachus“ verwandeln, wenn alle beladenen Wechselbrücken von den Sattelschleppern abgeholt und die Container sich auf die – je nach Destination längere oder kürzere – Reise machen würden.

Dies allerdings bekamen die ISE-Besucher leider nicht mehr mit, da wir uns nun nach einer freundlichen Verabschiedung auf die eigene Reise – nämlich Richtung Heimat – begeben mussten. Zurück blieben einige schöne Erinnerungen, eine Menge interessanter Erfahrungen, und die Sicherheit, sich in jedem Falle für ein äußerst lebendiges und spannendes Berufsfeld entschieden zu haben.

In diesem Sinne, allen Beteiligten nochmals ein großes Dankeschön für die tolle Betreuung und einen wirklich gelungenen, erlebnisreichen Tag!

Andreas Baumann

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