„Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.“

— Christian Morgenstern

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Altersbeschwerden selbst hautnah erleben

Wie beschwerlich älteren Menschen der Alltag bei körperlichen Hemmnissen fällt, das sollte der Einsatz des Alters-Simulationsanzugs den Teilnehmern des Ausbildungsseminars für Pflegehelfer/-innen am ISE-Sprach- und Berufsbildungszentrum demonstrieren. Jobcenter-Leiter Sonja Schleicher (Mitte, links von Seminarleiter Thomas Klein) testete fibrierende Handschuhe beim Apfelschälen. Der Teamleiter Arbeitsvermittlung, Rainer Liermann (links), machte sich mit dem kompletten Simulationsanzugs vertraut. Bild: Uschald

Amberg. (usc) Wie fühlt sich das an, wenn bei älteren Menschen die Hände beim Schreiben zittern, wenn das Gesichtsfeld beengt ist oder Apfelschälen und Treppensteigen schwer fällt? Das lässt sich simulieren, wie die Teilnehmer des Ausbildungsseminars für Pflegehelfer/-innen am ISE-Sprach- und Berufsbildungszentrum nun erfahren konnten. Auch Vertreter von Jobcenter und Arbeitsagentur informierten sich darüber, quasi im Selbstversuch.

Es ist bereits der fünfte Kurs zur Ausbildung von Pflegehelfer/-innen, den die Amberger ISE-Berufsfachschule Arbeitssuchenden anbietet, vermittelt durch das Jobcenter und die Agentur für Arbeit. An der Finanzierung des neunmonatigen Lehrgangs beteiligt sich wieder der Europäische Sozialfonds (ESF). 16 Frauen und fünf Männer, darunter ein Asylbewerber aus dem Irak, haben den Ehrgeiz, die Befähigung zum/zur Altenpflegehelfer/-in zu erwerben. „Ich möchte mich beim deutschen Volk bedanken, dass es mich aufgenommen hat“, erklärte der junge Iraker gegenüber ISE-Geschäftsführer Peter Blendowski, was die Motivation für seine Teilnahme anbelangt.
Die Leiterin des Jobcenters, Sonja Schleicher, informierte sich zusammen mit ihrem Teamleiter Arbeitsvermittlung, Rainer Liermann, über Kursinhalte und den Einsatz des Alters-Simulationsanzugs. Diesen stellte die Regierung der Oberpfalz erstmals den Kursteilnehmern mehrere Tage kostenlos zur Verfügung. „So können sich unsere Kursteilnehmer in die Beschwerden des Alters hineinversetzen“, erklärte Lehrgangsleiter Thomas Klein. Alte Menschen in ihrer Beweglichkeit im Rahmen der Selbstpflege fördern und unterstützen, ist nämlich Bestandteil des Qualifizierungsbausteins 1 bei diesem Lehrgang.

Die Gäste, unter ihnen auch Mitarbeiterinnen der Amberger Agentur für Arbeit, nutzten die Testmöglichkeit, um zu erfahren, wie der Anzug dabei hilft, die verschiedenen Altersbeschwerden zu simulieren. Die mit Strom betriebenen fibrierenden Handschuhe etwa vermitteln das auftretende Zittern (Tremor) bei an Parkinson erkrankten Personen. Das macht sich auch beim Schreiben bemerkbar. Sonja Schleicher versuchte damit – unter großen Mühen – einen Apfel zu schälen. Bandagen an Hand- und Kniegelenken lassen erahnen, wie sich deren Versteifung auswirkt. Damit fällt auch das Treppensteigen schwer.

Eine spezielle Brille verdeutlicht einer Testperson die Einschränkung des Sichtfelds zur Seite sowie nach oben und unten. Das getönte Brillenglas lässt das Sichtbare leicht verschwommen wahrnehmen. Ohrenschützer schließlich dämpfen das Umgebungsgeräusch teilweise und filtern zum Teil hohe Frequenzen, was die Wahrnehmung vor allem von Frauen- und Kinderstimmen einschränkt.

Zum Abschluss ihres Besuchs ermunterte Sonja Schleicher die Kursteilnehmer zum Durchhalten bis zur Prüfung im April nächsten Jahres. Ein sozialer Beruf sei etwas sehr Schönes, und, ganz wichtig, die Aussicht auf einen festen Arbeitsplatz nach erfolgreicher Teilnahme gut.

Der Teamleiter Arbeitsvermittlung beim Jobcenter, Rainer Liermann (links), machte sich mit dem kompletten Simulationsanzugs vertraut. Rechts Kursleiter Thomas Klein. Bild: Uschald