„Buenos dias“, so begrüßten mich die Teilnehmer aus der Dominikanischen Republik, „Sawadee khap“ waren die ersten Worte unseres Gastes aus Thailand, „Mahabar“ riefen mir die Teilnehmer aus Syrien entgegen und mit „Jó napot“ betraten ungarische Teilnehmer den Raum. Zu hören waren auch „ruuz bakheyr“, „Miredita“, „dzien dobry“, „Kalimera“, „Buon Giorno“ und „dobar dan“.
Der Integrationskurs mit der Nummer 55 startete Mitte 2016 mit 25 Teilnehmern. Viele wohnten direkt in Amberg und mussten nur wenige Minuten zur Schule gehen. Andere kamen mit Bus und Bahn aus dem gesamten Landkreis, ja sogar aus dem relativ weit entfernten Auerbach.
Wieder einmal durfte ich in dem kleinen Raum im ersten Stock des Josefshauses die ganze Welt willkommen heißen. Aber egal, ob Thailand oder Syrien, DomRep oder Ungarn, alle vereinte das Ziel, Deutsch zu lernen. Und schon bald hörte man nicht mehr „mahabar“ und „dobar dan“, sondern „Guten Tag“. Und so begann die spannende Reise durch das Dickicht der deutschen Sprache. Oft hörte man den Amerikaner fluchen, wenn mal wieder der falsche Artikel benutzt wurde. In seiner Sprache sei alles „the“, warum brauche man also in Deutsch drei grammatische Geschlechter, und noch dazu eigene Artikel für Akkusativ, Dativ und so weiter. Der Satz
„Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, um sie zu lernen.“
schien stark im Hinterkopf der Teilnehmer verankert.
Doch als unerschrockener Kämpfer für die deutsche Sprache vermochte ich diesem Zitat von Mark Twain alsbald seine Gültigkeit zu nehmen. Ich drangsalierte die Teilnehmer mit Übungen in allen Bereichen des Spracherwerbs, ich ließ sie schreiben, hören, sprechen und schwitzen, sodass auch sie sich am Ende sicher genug fühlten, um auf der Klaviatur der deutschen Artikel zu spielen. Es gab Hochs und Tiefs, wir erlebten eine Hitzewelle (Ahh, es ist so heiß!) und eine Rekordkälte (Bitte bitte, drehen Sie die Heizung höher!). Am Ende versuchten sich 25 Hoffnungsvolle am berüchtigten „Deutsch-Test für Zuwanderer“. Die meisten haben das Ziel erreicht und beherrschen nun die deutsche Sprache auf B1-Niveau. Damit ist der Grundstein gelegt für eine Zukunft hier in Deutschland jenseits von Krieg, Armut und Chancenlosigkeit. Alle Teilnehmer werden sicher ihren Weg gehen. Am Ende verabschiedete ich mich, durchaus mit einem Kloß im Hals, ein letztes Mal von den Teilnehmern. Automatisch verwandelte sich dabei das „Auf Wiedersehen“ meiner Lippen in meinem Kopf zu „hasta luego“, „bái láew ná kráb“, „maʿa s-salamah“, …
Kursleiter
Alessandro Musetti