„Jetzt verstehe ich die Deutschen und sie verstehen mich.“
Mit diesen Worten endete der 23. Integrationskurs beim ISE Sprach- und Berufsbildungszentrum in Sulzbach-Rosenberg. Kursleiterin Gabriele Stucke ist zu Recht stolz auf Ihre Kursteilnehmer, die in dem Kurs hervorragende Fortschritte in der deutschen Sprache gemacht haben.
Man merkt Jiranan die Konzentration an, wenn sie sich in der ihr so fremden Sprache vorstellt:„Hallo, ich heiße Jiranan Kraus und komme aus Thailand.“ Seit 7 Monaten lebt sie jetzt in Deutschland, zusammen mit ihrem Mann und den Schwiegereltern.
Beim ISE Sprach- und Berufsbildungszentrum hat Jiranan zusammen mit 19 Kolleginnen und Kollegen die 645 Stunden des Integrationskurses, inklusive Orientierungsstufe, erfolgreich beendet.
Kursteilnehmer aus 12 Nationen haben mit den Tücken der deutschen Sprache gekämpft, haben immer wieder versucht zu ergründen, warum es „der“ Satz, „die“ Zeile und „das“ Wort heißt. Fragen, die auch ein Muttersprachler nicht beantworten kann, was aber das Lernen, gerade im Erwachsenenalter, nicht eben leicht macht.
Anna kommt aus Kasachstan und lebt schon acht Jahre hier. Sie weiß bereits aus Erfahrung:
„Sprache gibt dir die Fähigkeit, dich in 1001 Situationen zu bewegen.“ Sie hatte kurz nach der Einreise schon einen Sprachkurs besucht, gibt aber zu, damals einfach zu wenig geübt zu haben. Mit viel Freude hat sie Versäumtes nachgeholt und alte Kenntnisse aufgefrischt.
Stolz über Lob
Nur wer sich zu verständigen vermag, kann seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dieser Satz könnte das Motto von Zhivka sein. Sie kommt aus Bulgarien. Mit ihren Lernerfolgen sieht sie sich noch lange nicht am Ziel. „Wir haben viel gesprochen, das hat mir sehr gut gefallen. So hatte ich dann auch den Mut, mich mit Deutschen zu unterhalten.“ Sie weiß, dass sie ihr Deutsch noch weiter verbessern muss, um einen Studienplatz zu bekommen.
Integration ist gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unter Respektierung kultureller Vielfalt. Gloria kommt aus Kolumbien und ist auch erst 7 Monate in Deutschland. Bei Kursbeginn konnte sie nur wenige Worte sprechen. Und jetzt? „Ich habe vor Kurzem mit einer guten Bekannten, einer Deutschlehrerin in Miami telefoniert“, erzählt sie. „Wir haben uns auf Deutsch unterhalten und sie war völlig überrascht über meine Lernfortschritte und voller Bewunderung.“ Der Stolz über das Lob aus berufenem Munde ist Gloria anzusehen.
Sprache der Schlüssel
Menschen mit Migrationshintergrund verfügen durch ihre Mehrsprachigkeit und ihre interkulturelle Kompetenz über wertvolle Ressourcen. Aber sechs Monate sind ziemlich wenig, um eine solide Sprachbasis zu schaffen. So meint Miroslav aus Tschechien: „ Für mich war die Zeit einfach zu kurz. Ich kann gut verstehen, aber beim Sprechen mache ich noch viele Fehler.“ Er ist zuversichtlich, eine Arbeit zu finden, um in der täglichen Begegnung mit den Arbeitskollegen die nötige Routine zu bekommen.
Sprache ist der Schlüssel, damit jedem Einzelnen, unabhängig von ethnischer und kultureller Herkunft, die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft sowie der Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Sprachvermittlung ist daher eine aktuelle Herausforderung, der sich die Dozenten, wie in Kurs Nummer 23 Gabriele Stucke, immer wieder aufs Neue stellen. Und der Erfolg macht alle Mühen wett. Denn gibt es ein schöneres Lob für die Lehrerin am Ende eines Sprachkurses als die Worte von Suada aus Bosnien: „Jetzt verstehe ich die Deutschen und sie verstehen mich.“